»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017.

 

»Dieses Buch will den Formschnitt feiern, der laut dem »Oxford Companion to Gardens« schlicht die »Kunst, Bäume und Sträucher zu ziehen und zu formen« ist.«

Aus dem Vorwort

So beginnt Caroline Foleys Buch, das auf 288 Seiten dem Formschnitt von Pflanzen und Gehölzen von der Antike bis in die heutige Gartengestaltung nachgeht. Eine fundierte und quicklebendige Gartengeschichte von den Anfängen der Gartenkultur an, die die Autorin ihren Leserinnen und Lesern aus dem Blickwinkel eines Nischenthemas erzählt. Caroline Foley startet ihre Reise zu den Traumgärten mit Format mit den römischen Patriziergärten, den islamischen Paradiesgärten, setzt sie mit Mittelaltergärten, denen der italienischen und französischen Renaissance, formalen Gärten, Landschaftsgärten und viktorianischen Gärten fort. Sie beschließt das Buch mit der Arts-and-Crafts-Bewegung und den formenreichen Entwicklungen im 21.Jarhundert.

Dabei ist der Formschnitt ein Thema mit Variationen. Über die Jahrtausende entwickelte sich mit geschnittenen, geflochtenen, gestutzten und in verschiedenste Formen gebrachten Pflanzen und Gehölze eine eigene grüne Kunst im öffentlichen wie privaten Gartenraum. Von Lauben aus geflochtenen und getrimmten Gehölzen oder Myrten- und Zitronenbaumhecken ist ebenso die Rede, wie von Buchsbäumen in Form antiker Vasen, die als historische wie zeitgemäße Gartenideen Anregung für das eigene Grün und den kleinen Garten geben.

Durch die Jahrtausende der Gartenmoden – und angepasst an die jeweiligen geografischen Bedingungen – brachten die Gartenmeister der Geschichte Grünes in Form: zum Beispiel Myrte und Immergrüner Schneeball (Viburnum tinus) oder Liguster, Seidelbast und Zungenmäusedorn (Ruscus hypoglossum) als Beetbegrenzungen und Hecken. Beliebte formbare Pflanzen waren und sind Jasmin, Rosmarin, Buchsbaum, Wacholder, Zypresse, Sadebaum, Zeder und Rosen.

Vom kunstvollen Eibenschnitt – Die Gärten von Versailles

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017

André Le Nôtres Aufgabe als Gartenbaumeister des Sonnenkönigs war, aus 100 Hektar Sumpfland des Jagdschlösschens Versailles eine auf 1600 Hektar vergrößerte zentralistische Gartenwelt zu erschaffen. Das Gemälde von Étienne Allegrain von 1688.zeigt den Sonnenkönig im Zentrum seines Gartens. Es präsentiert ihn als Zentrum seiner Welt. Die von Le Nôtre geschaffene zentrale Achse des Gartens, die sich bis in die Unendlichkeit zu ziehen scheint, ist Sinnbild absolutistischer Herrschaft und gleichzeitig eine Meisterleistung der zeitgenösssichen Gartengestaltung. Die Gärten Louis XIV. von Versailles stellen den Höhepunkt im Gartebau der französischen Renaissance dar. Sie verbildlichen gartenarchitektonisch und gartenbaulich die vollkommene Beherrschung der Natur und damit die durch den Menschen geformte perfekte Schönheit. Ganz Europa nahm sich Versailles zum Vorbild eigener Anlagen.

»Es ist anzunehmen, dass Le Nôtre bei seinem Entwurf von dem von
Boyceau angelegten Garten ausging und diesen Stück für Stück um die
boulingrins (vom englischen bowling green) genannten Rasenflächen, die
Wasser-Elemente, die Treppen, salles de verdure und anderen Wunder
erweiterte. Wie schon in Vaux spielte Le Nôtre auch hier mit Illusionen,
unterschiedlichen Ebenen und der perspective ralentie. Der Grand Canal,
in dem sich die zentrale Längsachse fortsetzt, scheint drei gleichgroße Teiche
miteinander zu verbinden, doch der am weitesten entfernte ist dreimal
größer als der nahe erste. Die Parterres vor dem Schloss streckte er, um die
Querachse zu betonen.«

Aus  Caroline Foleys Kapitel »Le Nôtre und Versailles«

Le Nôtre verwendet zur Umsetzung von tausenden grüner Garteskulpturen in zahlreichen Räumen der Anlage in Form geschnittene Eiben, Buchs, Orangenbäume, Myrten oder Lorbeer. Neben hoch spezialisierten Schnitt- und Zuchformen setzen er und seine Gärtner zum Beispiel auch Palisaden ein.

»Grüne Wände wurden in Versailles effektvoll eingesetzt. Für die Palisaden stutzte man freistehende oder an Gittern gezogene Sträucher. Sie waren an allen Seiten vollkommen glatt und gleichmäßig, oft von Schmuckornamenten gekrönt und reichten dicht belaubt bis auf die Erde hinunter. Ihre grünen Wandschirme wurden auch mit Lattenwerk oder Spalieren kombiniert. An einigen Stellen umschlossen sie ganze cabinets de verdure.«

Aus Caroline Foleys Kapitel »Palisaden«

Vom akzentuierten Staudengarten – »Broughton Grange«

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017_(Foto) Andrew Lawson_The gardens at Broughton Grange, Oxfordshire. Designer Tom Stuart-Smith

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017_(Foto) Andrew Lawson_The gardens at Broughton Grange, Oxfordshire.

Gartendesigner Tom Stuart-Smith Staudenwiese für »Broughton Grange« in Oxfordshire blüht in einem farbigen Teppich. Als Kontraste setzte er die geraden Linien der Wasserbecken, der terrassierten Anlage und die der Formgehölze. Der Garten fällt leicht ab und öffnet sich in die umgebende Landschaft.

Von Hecken in Linien und Zacken – »Jardin Plume«

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017, Roger Last (Foto)_Le Jardin Plume

»Die Gestaltung der Natur« von Caroline Foley, © Gerstenberg Verlag 2017, Roger Last (Foto)_Le Jardin Plume

Im »Jardin Plume« in der Normandie wogen Wildgräser in weiter Landschaft im Wind. Die immergrüne Hecke umfängt deren Bewegungen und rahmt sie ein. Die Gartenarchitekten bevorzugten Zacken, Wellen und Linien, die der Gartengestaltung Struktur und Form geben.

 

  • Schön zu lesen, dass ein Garten-Glossar die wichtigsten Fachbegriffe des Buches erklären.
  • … dass ein Register am Ende des Buches das Wiederfinden eines Begriffes erleichtert.
  • … dass das Buch in Zusammenarbeit mit der Europäischen
    Buchsbaum und Topiary Gesellschaft enstanden ist.

 

Caroline Foley
»Die Gestaltung der Natur«
Die Geschichte der Formgärten.

ISBN: 978-3-8369-2108-4
39,95 €, Gerstenberg Verlag

Bildnachweis: Bilder aus dem Buch von Caroline Foley: »Die Gestaltung der Natur. Die Geschichte der Formgärten«, © Gerstenberg Verlag 2017.