Tina Schneider-Rading im wohnbuchbüro-Interview

Tina Schneider-Rading, die Autorin von »Shop Girls«, Callwey Verlag, 2017

1) Was ist das Erfolgsrezept der Shop-Girls und ihrer Ladengeschäfte?

Tina Schneider-Rading: »Davon wimmelt es im Buch, und manche sind so simpel wie wirkungsvoll: etwa, wenn ein Shop Girl sich und dem Laden regelmäßig einen Strauß Blumen gönnt oder eigene Playlists für Regenwetter, Sonnenschein und Winterstimmung anlegt. Die Shop Girls sind wie ihre Läden, ehrlich, authentisch und damit unverwechselbar. Auch das ist ein Erfolgsgeheimnis, sie sind der Laden. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt, im Umgang mit sich selbst und in der Beziehung zur Familie oder zum Partner. Auch davon erzählen sie sehr offen im Buch.«

 

2) Bei aller Unterschiedlichkeit der Laden-Konzepte – Was teilen alle Shop-Girls miteinander?

Tina Schneider-Rading: »Wer einen Laden eröffnet, macht einen immensen Lernprozess durch. Vieles muss sich finden und einpendeln, das ist anstrengend für alle Beteiligten. Alle Frauen im Buch wissen inzwischen, was sie leisten können – und was nicht. Sie wissen, wo ihre Stärken liegen, aber sie haben ihre persönlichen Grenzen kennengelernt und vertrauen seitdem auch auf die Expertise anderer. Und obwohl sie meist allein hinter der Ladentheke stehen: Hinter jedem Shop Girl steckt jemand, der sie unterstützt. Die beste Freundin hilft beim Einzug, der Partner stellt den Businessplan auf. Die Eltern übernehmen die Enkelkinder und die größeren Kinder packen beim Renovieren an. Dieses Gefühl des „Nicht-Allein-Seins“ ist ein starker Erfolgsfaktor.«

 

3) My shop is my castle – Warum ist die Erfüllung eines Traums so hilfreich im Leben?

Tina Schneider-Rading: »Weil sich mit jedem Schritt auf ein klares Ziel hin die Persönlichkeit formt. Es ist einfach ein gutes Gefühl zu spüren „Ich kann das“. Für die Frauen im Buch ist diese Selbstwirksamkeit wertvoller als ein fettes Plus auf dem Konto oder der SUV vor der Haustür. Darin unterscheiden sie sich übrigens von den meisten männlichen Unternehmern. Der ultimative Traum hat sich für viele auch noch nicht ganz erfüllt: Einige Shop Girls planen einen zweiten Laden, andere erfinden sich gerade neu, manche bremsen sich und räumen trotz Erfolg ihrem Privatleben wieder höheren Stellenwert ein. Bewegung, auch Scheitern und Neuanfang, gehört zur Entwicklung.«

 

4) Beim Erarbeiten des Buches, wo lag Ihre größte Freude?

Tina Schneider-Rading: »In den Interviews. Vor dem Laden, im Hinterzimmer oder im Kaffeehaus. Ich habe auch die Pausen im Gespräch genossen, das Zurückgehen und sich Erinnern an den Moment, der das ganze Leben in eine neue Bahn lenkt. Manchmal saßen wir da, mit Tränen in den Augen, besonders wenn es um Stolpersteine ging und um Selbstzweifel. Die Frauen erzählen, um anderen Mut zu machen. Diese Offenheit und das Vertrauen, beides rührt mich bis heute. Diese Augenblicke machen meine Arbeit aus.«

5) Was ist Ihr Lebens-/Einrichtungstraum? Schon erfüllt?

Tina Schneider-Rading: »Ich lebe einen sinnlichen, reduzierten Stil. Er setzt sich aus Fundstücken zusammen, die irgendwann ins Leben gespült wurden – und die immer wieder neu Sinn ergeben. Ein Beispiel: Auf der Schlafzimmerkommode lehnt ein gerahmtes Ausstellungsposter. Die Fotoschau hieß „Traumbilder“ von Floris Neusüss, eine Frau balanciert auf einer großen Steinkugel. Wir sind vor ein paar Monaten umgezogen, das Bild steht immer noch eingepackt da, in Knisterfolie und Klebestreifen. Mir gefiel das irgendwie. Und da entdeckte ich, dass der Klebestreifen direkt über das „M“ von Traumbilder läuft – jetzt heißt es also „Trau-bilder“. Daraus wurde mein aktuelles Motto: Ich lasse mich von Menschen inspirieren, die sich etwas getraut haben.«

Weiterlesen in der Rezension von »Shop Girls« von wohnbuchbüro.

Bildnachweis:Tina Schneider-Rading aus »Shop Girls«, © Callwey 2017.