»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin

»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin, DVA 2016.

»Rooms« – Zuhause bei Kreativen, von Kerstin Rose, Christian Schaulin, DVA 2016.

»Eine Wohnung einzurichten, heißt nicht,  dies möglichst perfekt zu tun mit Dingen, die man sich schnell aneignen kann […] Vielmehr ist die Gestaltung der eigenen vier Wände ein Spiegel von Wünschen, Bedürfnissen und Sehnsüchten. Es bedarf der Aufmerksamkeit und Authentizität. Denn Dinge, Farben und Formen verkörpern unsere Empfindungen. Aber sie wecken sie auch, schaffen Atmosphäre und gleichzeitig erinnern sie daran, was uns wichtig ist.«

Kerstin Rose

Eine Wohnung ist ein Geheimnisträger, eine Lebenserfahrung, eine Momentaufnahme und eine Atempause. Das eigene Zuhause der Kreativen, die Kerstin Rose (Text) und Christian Schaulin (Foto) im Buch »Rooms« besuchten, schildert die Wechselbeziehung zwischen Leben, Arbeiten und Wohnen. Es definiert die Räume ihrer Bewohner, lässt sie zu Wort kommen und interpretiert die intensiven Wohnwelten, ausgefallenen Interoirs und sagenhaften Ideen. So lauschen wir jetzt den Kreativdirektoren, Freizeit-Möbelbauern, Grafik-Designern, Architekten, Unternehmern und Bildhauern bei ihren ganz persönlichen, lebensraum-gewordenen Einrichtungen.

 

Go with the flow

»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin, DVA 2016.

»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin, DVA 2016.

Die gebürtige Düsseldorferin Katrin Arens lebt seit vielen Jahren in Italien in einer alten Mühle. Sie kam mit der Sehnsucht, mit den eigenen Händen etwas zu erschaffen. Heute besitzt sie eine Möbelmaufaktur nachdem ihre eigenen Möbelentwürfe im Freundes- und Bekanntenkreis so gut ankamen, dass sie ihr Hobby zum Beruf machte. Die Designerin verkauft nur, was sie für ihre eigene Mühle bereits selbst hergestellt hat. Jedes Stück ihrer selbstgebauten Möbel ist ein Unikat. Sie verwendet alte Hölzer, Bohlenbretter, Paletten und Eisenstangen. Der Charme der Möbel ist ihre Patina – sie verleiht ihnen etwas Lebendiges.

»Ich mag das Improvisierte, das Unfertige. Es lässt viele Freiheiten, Dinge wieder ganz anders zu machen.«

Katrin Arens

 

Das ist Kunst, wo darf das hin?

»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin, DVA 2016.

»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin, DVA 2016.

Frank Landau ist Kunstsammler. Er sammelt auch andere alte Dinge und versteht es, beide Leidenschaften in seiner Einrichtung harmonisch zu kombinieren. In der großen Loftwohnung in Frankfurt ist viel Platz für edle Designerstücke, gemütliche Sitzkissenecken und  lange Holztische. Die Küche ist eine Ausstellung von schönen Utensilien und Alltagsgegenständen. Alte Werkzeugkisten, Schubladen und Holzkistchen sind hier zu kleinen Küchenregalen umfunktioniert. In ihnen wirken die Dingen des täglichen Gebrauchs wie Materialbilder, denen die Holzrahmung erst die volle Aufmerksamkeit des Betrachters zuzuweisen vermag. Vor der taube-blauen Wandfarbe leben die dunkelgoldbraunen Hölzer auf. Die gleichfarbige alte Stiege hinter der Küche führt hinauf in die Galerie und zu weiteren persönlichen Design-Kunst-Schätzen.

»Mich interessieren Dinge, aus denen ich etwas machen kann.«

Frank Landau

 

Eine Wohnskulptur in den Aplen

»Rooms« von Kerstin Rose und Christian Schaulin, DVA 2016.

Der Bildhauer Othmar Prenner schuf sich mit seinem Haus in den Südtiroler Alpen einen Traum in Holz und Glas. Es wurde sein Herzensstück, wie all seine Kunststücke. Er, dem es eines Tages nicht mehr ausreichte, kleine und praktische Gegenstände formschön zu entwerfen, begann zusammen mit seinem Bruder einen modernen Holzgiebelbau auf der Grundlage eines alten Resthofes umzusetzen – Holzstück für Holzstück. Im Inneren des Hauses lebt das Holz fort: Holz dreidimensional, wenn man so möchte, da sich hier die Wände, Decken und Böden aus Holzleisten immer wieder fortsetzen und in die Höhe, Breite und Tiefe hinein wachsen. Selbst Tür, Küchenschrank und Herdinsel leben den Parkett-Look. Die selbstentworfenen, passgenauen Bücher- und Plattenregale sind schwebende Einbaumöbel. Auch sie gliedern und formen den hölzernen Raum.

»Ich mag Möbel, die wie Skulpturen im Raum stehen.«

Othmar Prenner

 

  • Schön zu lesen, dass alle ausgewählten Interiors in »Rooms« total verschieden sind, sich vollkommen und ausschließlich auf die persönlichen und gestaltrischen Ziele und Inspirationen ihre Bewohner verlassen und sehr wenig von Designkatalogen haben. Und immer ist es so, dass das eine nicht ohne das andere gehen kann: Veruska Gennari, die Grafikdesignerin aus der Schweiz, drückt es so aus: »Design und Gestalten sind für mich existenziell. In meiner Wohnung kommt beides zusammen.«.
  • Am Ende des Buches erhalten die Leser mehr Info über alle Kreativen und ihre Ideen, mit Web-Adressen, für weitere eigene Recherchen.

Wer hier lebt, bringt viel Erfahrung und gestalterische Aufmerksamkeit mit. Beides manifestiert sich in den Ausstellungen, die die Interiors der eigenen vier Wände auch immer sind. Das Kreative einen inspirativen Zugang zu den Dingen ihrer Umgbung haben, wird in diesem Buch anschaulich: »Charakter gewinnt eine Wohnung erst mit persönlichen Erfahrungen.«, sagt der Amsterdamer Designer Paul Linse. In diesem Sinne lehnen wir uns entspannt zurück und lassen uns inspirieren von allem, was uns in unserem Leben wirklich beeindruckt. So wünschen wir Ihnen eine so einfühlsame wie schöne Lektüre mit »Rooms«.

Kerstin Rose, Fotos von Christian Schaulin
»ROOMS – Zuhause bei Kreativen«
ISBN: 978-3-421-04028-2
39,99 €, DVA

Bildnachweis: Bilder aus dem Buch: »Rooms« – Zuhause bei Kreativen, von Kerstin Rose, Christian Schaulin, DVA 2016.