»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

In Zusammenarbeit mit dem Shakespeare Birthplace Trust ist das Buch »Shakespeares Gärten« entstanden. Es folgt anhand der Lebensdaten des großen Dramatikers William Shakespeares in Orten und Werk-Zitaten dem historischen Pflanzen- und Gartenbegriff. So entsteht ein Bild der Englischer Gartenkultur und des Landschaftsbaus des 16. Jahrhunderts. Die ausgewählten Gärten, die immer wieder archäologischen Entdeckungen der Garten- und Pflanzenwelt folgen, machen historische Vorbilder nachvollziehbar und lassen diese an Orten der Geschichte für den Besucher heute neu entstehen.
Wir folgen chronologisch dieser Lebens-Zeitreise Shakespeares und erfahren viel über die Gartenkultur von der Entstehung Viktorianischer Gärten, Nutzgärten der Tudorzeit, über Cottage Gardens bis hin zu Shakespeares letztem Garten in New Place. Ein Kapitel ist den historischen Lust- und Heilgärten Londons gewidmet  und ein kleiner Exkurs zu John Gerards Kräuterbuch findet sich eben dort.

 

»Unser Körper ist ein Garten
und unser Wille der Gärtner«

William Shakespeare in Othello, 1. Akt, 3. Szene

 

Shakespeares Garten der Kindheit in der Henley Street

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

 

»Shakespeares Gärten« liegen in oder um seinen Geburtsort Stratford-upon-Avon in Warwickshire. Der Garten seiner Kindheit ist der am Haus in der Henley Street, den sein Vater, ein gelernter Handschuhmacher und Weißgerber 1556, erwarb. Der im 16. Jahrhundert voraussichtlich als Nutz- und Kräutergarten sowie als Arbeitsstätte fungierende Hofgarten hat in den folgenden Jahrhunderten viele Veränderungen erfahren. Heute zeigt sich dort eine im viktorianischen Stil streng gegliederte Anlage:

 

»Das Wandelgartendesign des 19. Jahrhunderts soll erhalten bleiben, und darum hat man parallel zu den Staudenrabatten flankierende Rasenflächen angelegt. Die Pflanzen werden ständig ausgetauscht und erneuert, denn es sind diese Beete, die sich den Besuchern zuerst präsentieren. Von den vielfarbigen Tulpen im Frühjahr zu den üppigen Sommer- und schließlich den Herbststauden zeigt sich der Garten in lang währender Blumen- und Farbenpracht. Entlang des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Sandsteinplattenwegs blühen zwischen den Stauden zu beiden Seiten Standard-Rosen. Eines der langen Beete wird durch eine Ilexhecke begrenzt, aus deren Grün Ilexkugeln auf Hochstämmen ragen. Im westlichen Gartenteil zeigen verschiedene Kräuterpflanzen, wie vielfältig die Auswahl war, die Shakespeares Mutter hatte.«

 Jackie Bennett in der Übersetzung von Anke Albrecht

 

Man geht heute davon aus, dass William Shakespeare –  auch zusammen mit seiner Frau Anne Hathaway und ihren drei Kindern – hier bis zum Umzug in das Haus in New Place wohnte.

»Shakespeares Gärten« – Mary Arden’s Farm

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

 

Shakespeares Mutter Mary erbte das große Landgut mit Steinhaus ihres Vaters Robert Arden in Wilmcote in der Gemeinde Aston Cantlow, das Gebiet war damals als Wald von Arden bekannt. Das in Ständerbauweise in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbaute Gebäude von Palmer’s Farm steht auf dem gleichen Grundstück. Es wurde etwa 40 Jahre nach dem Arden-Hof erbaut. Beide Anwesen sind heute in das Geländer von Mary Arden’s Farm aufgenommen.

»Im Garten, nach Süden und Westen von schönen bekrönten Mauern aus bläulichem Lias-Kalkstein begrenzt, standen noch zwei Brunnen, doch er war völlig verwildert. Es war ein typischer Bauerngarten mit unregelmäßig angelegten Wegen, Stauden, Stachelbeer- und anderen Sträuchern, Kräuterpflanzen und am Haus emporrankenden Rosen. Nach und nach ließ der Trust Wirtschaftsgebäude, wie das Taubenhaus und die Cider-Kelterei, für das Publikum herrichten. Einige Äcker am Haus, genannt The Rickyard, Palmer’s Croft, Falconer’s Field and Mary Arden’s Croft, werden wieder bestellt, und eine Wildblumenwiese lädt zu Streifzügen ein. Auf dem Land im Norden des Hofs sind noch immer die mittelalterlichen Ackerfurchen und Feldrainbegrenzungen im Erdreich zu erkennen.«

 Jackie Bennett in der Übersetzung von Anke Albrecht

 

Heute ist Mary Arden’s Farm ein Biobauernhof, der mit freilaufenden Tieren, rundem Misthaufen, den Tudor-Gemüsebeeten, dem Blumengarten sowie den Heilkräutern von Mary’s Hausapotheke eine landwirtschaftliche Besonderheit darstellen.

 

Dies ist der Platz, den wilde Quendel schmücken,
Wo Schlüsselblumen blüh’n und Veilchen nicken.

William Shakespeare in Ein Sommernachtstraum, 2. Akt, 1. Szene

 

Was bleibt – oder der Garten von New Place

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

»Shakespeares Gärten« von Jackie Bennett und Andrew Lawson, © Gerstenberg Verlag 2016

Garten wie Haus von New Place in Stratford-upon-Avon, das Shakespeares Ende des 16. Jahrhunderts erwarb, sind nicht mehr erhalten. Der hier angelegte denkmalgeschützte Garten öffnet Raum für eigene Interpretation. Aus der Mode der Zeit heraus verstehen sich die förmlich-strengen Rabatte, das Knotenbeet und die Maulbeerbäume. Der Gartenplan veranschaulicht die heutige Gestaltung in vier Gartenteile, die sich nach den Erkenntnissen ausgiebiger archäologischer Grabungen richten und das Erbe des Gartens wie des Dramatikers gleichermaßen in Erinnerung halten.

  • Schön zu lesen, dass alle Gärten des Shakespeares Birthplace Trust nach frühzeitiger Vorbuchung besucht werden können: Dessen Website Shakespeare Lives Here bietet weiterführende Informationen.
  • Am Ende des Buches listen – wunderbar detailliert – Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln, eine Tabelle zu den Entstehungszeiten von Werken Shakespeares, Literaturnachweise, ein Register sowie Adressen und Websites der ausgewählten Gärten.
  • Im Buch heißt es: »Die Blumen hebe auf, wir wollen sehn, ob’s unsrer Kunst gelingt, sie nachzuahmen.« (William Shakespeare aus Die beiden edlen Vettern, 2. Akt, 2. Szene). Ein historischer Beitrag zu einer Gartenkultur, die im Gestern wurzelt und im Heute wächst und blüht. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine florierende Lesezeit mit »Shakespeares Gärten«.

Jackie Bennett, Anke Albrecht (Übers.), Andrew Lawson (Fotos)
»Shakespeares Gärten«
ISBN: 978-3-8369-2111-4
29,95 €, Gerstenberg Verlag

Bildnachweis: Bilder aus dem Buch: »Shakespeares Gärten« von © Andrew Lawson (Fotos), © Gerstenberg Verlag, 2016.